Was tun bei einem Beckenschiefstand?
Ein häufiges Beschwerdebild in meiner Praxis ist das sogenannte "schiefe Becken". Doch es ist selten der eigentliche Grund für eine Sitzung bei mir: Häufig bleibt es unbemerkt oder wurde als Hüftdysplasie fehldiagnostiziert. Das schiefe Becken löst eine Vielzahl an körperlichen Beschwerden aus, die auf den ersten Blick nur selten mit der Dysbalance im Becken in Verbindung gebracht werden.
Welche Beschwerden kann ein schiefes Becken auslösen?
Das Becken ist ein wichtiger Bereich für die Stabilität im Körperempfinden und die Aufrichtung des Körpers. Das Becken kann nach vorne gekippt sein, es entsteht das sogenannte Hohlkreuz. Es kann leicht nach hinten gekippt sein, was einen Rundrücken (Buckel) und eine erschwerte Atmung mit sich ziehen kann. Es kann aber auch auf der linken Seite höher stehen als auf der rechten (und anders herum). Es kann auf der einen Seite auch weiter nach vorne stehen als auf der anderen. Genauso kann das Becken auf der einen Seite mehr geöffnet sein als auf der anderen.
Je nachdem, wie das Becken steht, kann es unterschiedliche Beschwerden auslösen. Doch eins haben die Beschwerden meist gemeinsam: Sie sind ganzkörperlich. Am einfachsten kann man das anhand der Wirbelsäule erkennen. Ist das Becken schief, egal in welche Richtung(en), dann wird sich die Wirbelsäule an einer Stelle krümmen müssen, um sich trotzdem noch aufzurichten. Findet sich an einer Stelle eine Dysbalance, passt sich der gesamte Körper an.
Ein Beispiel: Steht die linke Seite des Beckens höher als die rechte, dann würde der Oberkörper bei einer geraden Wirbelsäule die ganze Zeit im 20-30° Winkel nach rechts gelehnt sein. Da wir aber das Bedürfnis nach Aufrichtung haben, wird also wahrscheinlich die Brustwirbelsäule eine Krümmung machen. Das wird dann häufig als Skoliose diagnostiziert. Es ist aber wahrscheinlicher, dass es sich dabei lediglich um eine Pseudo-Skoliose handelt, denn in diesem Falle ist sie muskulär bedingt und kann verschwinden, sobald die Muskel gelöst und das Becken begradigt sind. Genauso wie die so oft diagnostizierten unterschiedlich langen Beine.
Aber nicht nur im Außen, sondern auch im Innern können Veränderungen stattfinden: Die Beckenorgane befinden sich in einem Netz aus verschiedenen Muskeln, Faszien, Bändern, Sehnen etc. Alles hält sich gegenseitig. Ist das Becken nun schief, verschiebt sich auch das Verhältnis im Innern des Beckens: Die Muskeln auf der einen Seite werden stark angespannt und sind verkürzt. Die Muskeln auf der anderen Seite werden stark angespannt, da sie gedehnt werden und sich anstrengen, den Druck entgegenzuwirken. Und in diesem Druck- und Spannungsraum befinden sich nun die Gebärmutter, die Eierstöcke, der Cervix, die Vagina, die Blase und das Rektum. Und diese werden nun auch in ihrer Lage verändert.
Welche Beschwerden kann ein schiefes Becken auslösen?
Eine (unvollständige) Übersicht:
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Pseudo-Skoliose der Wirbelsäule und des Brustkorbs
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unterschiedlich lange Beine
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Menstruationskrämpfe und -schmerzen
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erschwerte Atmung
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Knieprobleme
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Verdauungsbeschwerden
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Nackenschmerzen
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Kopfschmerzen
Ursachen
Was sind die Ursachen für ein schiefes Becken?
Ganz ehrlich: Alles mögliche! Ein schiefes Becken entsteht durch den Alltag. Wie wir sitzen, wie wir stehen, wie wir gehen, wie wir liegen. Gab es vielleicht einen Unfall und hast du danach eine Schonhaltung eingenommen? Sitzt du immer mit einem Bein angewinkelt? Stehst du immer mit dem Gewicht auf einem Bein und der Hüfte zur einen Seite hinausgekippt? Treibst du einseitig belastenden Sport? Schläfst du seit Jahren auf der gleichen Seite? Einmal darauf hingewiesen, wissen die meisten sofort die Ursache für ihr schiefes Becken.
Behandlungsmöglichkeiten
Wie schon beschrieben: Ein schiefes Becken kommt selten allein. Der ganze Körper geht in die Anpassung, also sollte auch der ganze Körper behandelt werden. Wenn beispielsweise nur das Becken behandelt wird und nicht die Pseudo-Skoliose der Wirbelsäule, dann wirst du sehr wahrscheinlich Rückenschmerzen bekommen. Aber der Fokus sollte natürlich auf dem Becken und den spannenden Muskeln und Gewebeschichten liegen.
Was kannst du erstmal für dich selbst tun?
Der erste Schritt ist immer die Bewusstwerdung: Nimm wahr, wie deine täglichen Gewohnheiten dazu beitragen, wie sich dein Körper (ver-)formt.
Die Muskeln und Bänder im und rund ums Becken sind stark! Sie sollten Teil einer täglichen Massageroutine sein, vor allem für Menschen, die viel in Bewegung sind oder nach langem Sitzen einseitig belastende Sportarten machen.
Zum Beispiel: Du sitzt den ganzen Tag am Schreibtisch und fährst nur morgens und nachmittags mit deinem Fahrrad ins Büro und zurück. Das Sitzen kann zu einer gewissen "Steifheit" in deinem Körper führen, und nun fährst du aus dieser "Steifheit" heraus Fahrrad - das kann deine Hüfte/Becken stark belasten. Also liegt es nun an dir, täglich für deine Mobilität zu sorgen: Langsames Strecken in die Höhe und zur Seite im Einklang mit deiner Atmung ist nur eine Idee dafür.
Die Muskeln und Bänder in und rund ums Becken sind so stark, dass sie selten nur durch Massage weich werden. Es ist wichtig, dass du dir bewusst wirst, dass du und wo du Spannung hältst, sodass du für dich aktiv diese Spannung loslassen kannst. Ein Sinnbild: Wenn deine Beckenmuskulatur so stark angespannt ist, wie wenn du zB. eine Faust machst und sie ganz fest zu drückst, dann kannst du deine Faust noch so lange massieren, die Spannung wird sich erst lösen, wenn du die Faust loslässt und die Hand wieder öffnest.
Du kannst auch eine Achtsamkeitsübung machen: Lege dich in einem ruhigen Moment mit deinem Rücken flach auf den Boden. Die Unterfläche sollte hart und eben sein. Atme und nimm deinen Körper wahr: Bin ich in Balance oder ist an einer Stelle mehr Spannung als an einer anderen? Verfolge die Spannung: Wo fängt sie an? Wo hört sie auf? Wo fließt dein Atem hin? Wo stockt es? Und nicht vergessen: Sei dabei lieb zu dir.
Ava Bonam
Heilpraktikerin für Frauenheilkunde & emotionsfokussierte Körpertherapie
♦ Du findest meine Naturheilpraxis auch auf Instagram unter @goldlilie_naturheilpraxis
◊ Für Termine und mehr Informationen zu meinen Behandlungen besuche meine Website: www.goldlilie.de
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